02.05.2021 – Johanna Ringeis

„Alles muss klein beginnen“

Die politische Wende 1989 war ein großes historisches Ereignis und bahnbrechend für das DJ/FSJ, das es in der ehemaligen DDR nicht gab. In den Krankenhäusern des Diakoniewerkes der Ev.-methodistischen Kirche (EmK) – Bethanien und Martha Maria – absolvierten bis dahin viele Jugendliche, überwiegend junge Frauen, ein pflegerisches Vorjahr für die Krankenpflegeausbildung. Anfang 1991 nahm der damalige Direktor des Diakoniewerkes Kontakt mit dem Jugendwerk unserer Kirche (EmK) auf mit der dringenden Anfrage, ob das Jugendwerk als Träger des DJ/FSJ auftreten und die Jugendlichen nach dessen Richtlinien begleiten könnte. Ansonsten müssten die Jugendlichen, die das pflegerische Vorjahr absolvieren, alle entlassen werden.
Wie so vieles in dieser Umbruchsituation ging dann alles sehr schnell. Schon am
01.05.1991 übernahm das Jugendwerk die Trägerschaft des DJ/FSJ. Wir starteten mit 15 Teilnehmer*innen in 5 Einsatzstellen, entwickelten mit Unterstützung der westdeutschen Kolleg*innen das pädagogische Konzept und organisierten erste Bildungsseminare. In den „neuen Bundesländern“ war die Jugendarbeitslosigkeit seinerzeit sehr hoch. Das DJ/FSJ wurde zunehmend bekannter und etablierte sich als „Überbrückungsjahr“ mit vielen Chancen für die persönliche, individuelle Entwicklung der jungen Leute. Ende der 1990er Jahre absolvierten schon 52 Jugendliche in 18 Einsatzstellen das Jahr, dafür gab es 310 Bewerbungen – wahrhaft eine Erfolgsgeschichte!
Für mich persönlich begann eine spannende, erfüllte Zeit als Referentin für das DJ/FSJ (1991-2014). „So ist die Jugend von heute“, hörten wir oft mit einem gewissen Unterton. Meine Erfahrung war eine andere! Die persönlichen Begegnungen mit den Jugendlichen, die durchaus auch heraufordernd waren, sind für mich bis heute ein wertvoller Schatz. Dafür sage ich ihnen allen und meinen tollen Kolleg*innen „Danke“ und ich wünsche für das Kommende Gottes reichen Segen!

Johanna Ringeis, Erfurt

23.03.2021